Nasskalte Premiere
Südwest-Presse Horb 23.06.2015
von WILLY BERNHARDT
Trotz des nasskalten Wetters war die Premiere des Klassikers „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal am Samstag in Dettingen vor der beeindruckenden Kulisse der dortigen Schlossscheuer ein überaus gelungenes Werk.
Dorothee Jakubowski, Leiterin der Dettinger Theaterwelten mit Namen „Chamaeleon“, hatte sich für ein zeitloses und immer gültiges Stück entschieden, das an Faszination nichts eingebüßt hat, wenngleich es schon vor 104 Jahren im Berliner Zirkus „Schumann“ unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt wurde. Seit 1920 wird der „Jedermann“ jährlich bei den von Reinhardt und Hofmannsthal begründeten Salzburger Festspielen gespielt. Worum es darin geht? Dieser „Jedermann“ lebt in Saus und Braus, kennt seinen Schuldnern gegenüber kein Erbarmen, die Sorgen seiner Mutter weist er zurück und verfällt immer mehr dem Geld und der Leidenschaft zu seiner Buhlschaft.
Bis eines Tages der Tod (beeindruckend gespielt von Dorothee Jakubowski höchstselbst) ihm einen Strich durch sein pralles Leben macht. Er fordert ihn auf, sich für den letzten Weg bereit zu machen. „Jedermann“ (Andrejas Schnell) fleht, ihm eine Frist zu gewähren um sein „Rechenbuch“ in Ordnung zu bringen und sich einen Freund zu suchen, der mit auf seine letzte Reise geht. Und der Tod gewährt ihm eine Frist von einer Stunde...
Die Aufführung bei der Dettinger Schlossscheuer war eine überaus gelungene Premiere, zumal das gesamte Ensemble (mit Akteuren aus der Region) in seinen Rollen förmlich aufzugehen schien.
Foto: Karl-Heinz Kuball