Sulz-Bernstein
Schlicht gehalten, aber mit Tiefgang
Ein modernes Theaterkunstwerk an einem besonderen Ort begeisterte die anwesenden Zuschauer.
Schwarzwälder-Bote 26.08.2018
von Ingrid Vögele
Foto: Vögele, Schwarzwälder Bote
Der Fuchs verrät dem kleinen Prinzen sein Geheimnis über Beziehungen.
Das "Chamaeleon", ein Theaterensemble aus Horb, führte in der Klosterkirche Bernstein das Stück "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint- Exupéry auf.
Das ehemalige Kloster Bernstein liegt zwischen Heiligenzimmern und Gruol. Es ist schon ein heimeliges Plätzchen, das sich die Waldbrüder im Jahr 1237 ausgesucht hatten. Eine wechselvolle Geschichte über Säkularisation, Staatseigentum, einer Schule zur Ausbildung von Künstlern und Kunsterziehern im Jahr 1946 bis zu jetzigem Privatbesitz lässt die schlichte Klosterkirche heute zu einem Raum für außergewöhnliche kulturelle Veranstaltungen werden. Ihre Schlichtheit bot den perfekten Rahmen für das vordergründig ebenso schlicht gehaltene Spiel, jedoch mit viel Tiefgang.
Zum Inhalt des Stücks:
In der Rahmengeschichte trifft der kleine Prinz auf den Erzähler, einen notgelandeten Piloten. Er bittet ihn, ihm ein Schaf zu zeichnen. So begann das Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit. Der kleine Prinz, recht unscheinbar und unbedarft, lebt auf seinem Planeten. Sein einziger sozialer Kontakt ist eine sprechende Rose, "Blume" genannt, die ihn fortschickte. Auf der Suche nach Freunden kommt er zu weiteren Planeten. Er trifft auf einen König, einen Eitlen, Trinker, Geschäftsmann, pflichtbewussten Laternenanzünder und Geografen, der ihm rät, als siebten Planeten "die Erde mit ihrem guten Ruf" zu besuchen. Alle waren in ihrer eigenen Welt gefangen. Symbolisch bedurfte es des Weichenstellers, um die "Züge" in die richtige Richtung zu schicken. Nur Einsamkeit und Ruhelosigkeit vorfindend, klagt er der zischenden Giftschlange sein Leid. "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar", erklärt ihm der Fuchs in der Wüste Afrikas das Geheimnis der Bindung zweier Wesen. Er trifft wieder den Piloten, der mit dem reparierten Flugzeug, als Fahrrad dargestellt, in seine Welt zurückkehrt. Der kleine Prinz kehrt wieder auf seinen Planeten zu seiner Blume zurück mit einem gezeichneten Maulkorb für sein Schaf, damit es die Blume nicht frisst. Er liebt sie, und der Rat des Fuchses wird deutlich: "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast."
Wunderbar feinfühlig inszeniert in perfekt gelebten Rollen machten das Schauen und Hören zum Genuss. Die Besucher konnten einen Blick hinter die Fassade von Scheinwelten werfen. Mehrere Schauplätze im Raum sorgten für Bewegung. Die Kostüme unterstrichen die Karikaturen. Eindrücklich untermalten Improvisationen vom Tenorsaxofon Szenen. Langer Applaus belohnte die Schauspieler.
Die Darsteller waren: Der kleine Prinz (Luis Schneiderhan), der Eitle, der Geschäftsmann, der Geograf und der Weichensteller (Andreas Wachsmann), die Blume, Schlange, Laternenanzünder und Fuchs (Dorothee Jakubowski), Flieger, König und Betrunkener (Andreas Schnell), Tenorsaxofon (Jürgen Sesterheim), Rosen (Kinder aus dem Publikum), Kostüme (Hannah Deutschle und Frank Surgalla), Vulkane (Margitta Tröger), Regie (Dorothee Jakubowski).