Horb am Neckar
Knitzes Theater mit leckeren Beilagen
Schwarzwälder Bote 17.08.2020
von Peter Morlok
Zu einem kulinarischen Abend mit schwäbischer Unterhaltung hatten das Adler-Team um Sigi Hellstern und die Theaterwelten Chamaeleon in den Dettinger Schlossgarten eingeladen. Eine gelungene Kombination.
Weit über 50 Personen wollten sich diese Veranstaltung nicht entgehen lassen, bei der rustikale schwäbische Spezialitäten, wie beispielsweise Tellersülze mit Bratkartoffeln oder, etwas moderner interpretiert, die Gemüse-Puffer mit Kräuter-Dipp und Salat, wunderbar mit der derben Schönheit der schwäbischen Sprache harmonierten.
Wie bereits bei den vorausgegangenen Veranstaltungen war wieder alles coronagerecht durchorganisiert. Bei Peter Vees konnten sich die Besucher anmelden, Name und Telefonnummer hinterlegen und sich ihren Tisch zeigen lassen. Bei dieser Besucherzahl war es auf dem weitläufigen Gelände kein Problem, alle Gäste in weitem Abstand zu platzieren, und so gab es schon mal von dieser Seite aus kein Problem. Probleme machte hingegen die Mikrofon-Anlage, da auf einem Headset ein Wackelkontakt lag. Doch Ensemble-Mitglied und Musiker Hans Jürgen Sesterheim, der an diesem Abend nicht nur am Saxofon aktiv war, sondern sich auch um den guten Ton im Allgemeinen kümmerte, glich diesen Fauxpas locker aus.
Das Wetter war super, die Bäume im Schlossgarten spendeten Schatten, die Stimmung bei den Gästen schwankte zwischen gespannt und entspannt, und so stand einem schönen Abend nichts im Wege. Vielleicht bei "Reigschmeckten" eine klitzekleine Sprachbarriere, aber was soll’s? Schwäbisch isch halt Schwäbisch. Derb, direkt, voller Wendungen, kaum auszusprechen dafür recht sparsam im Umgang mit Buchstaben und Silben. Fragt man anderenorts beispielsweise "wie bitte?" sagt der Schwabe einfach "häh"?
Und genau diese Art von Sprache nutzten Heimat-Autoren wie Wilfried Albeck oder Werner Gaus, aber auch die Macher von den Chamaeleon-Theaterwelten, um sie in Sketchen auf die Bühne zu bringen. Mit Karl Valentin hat sich zudem ein bayerisches Urgestein in die Autorenliste geschmuggelt, denn keiner konnte seine Brille so schön verlegen wie der lange Lulatsch aus München und dafür auch noch seine Bühnenpartnerin so richtig schön verseggeln. (übersetzt: beschimpfen).
Dorothee Jakubowski als Karlene und Monika Bugala als Lina machten sich gemeinsam auf die Suche nach der verloren gegangenen Brille und unterhielten ihr Publikum dabei vortrefflich.
Begrüßt wurden die Gäste zuvor mit Trommelschlag und Saxofon-Intro, das scheinbar die Lina anlockte, die in einem Gedicht von Werner Gaus sofort die Unzulänglichkeiten anderer Sprachen, die extrem vom guten Schwäbisch abweichen, kritisch aufs Korn nahm. Vor allem das dämliche "Hallöle", dass einem inzwischen überall anstatt "guten Tag" entgegenschallt, geht ihr auf den Geist. "Mir Schwaben machen das ganz geschickt, mir sagen Grüß Gott, das passt dann immer."
Die beiden "Damen" stellten fest, dass es "sotte ond sotte" gibt, dass der Schwabe als solcher etwas ganz Besonderes ist, der ständig schafft und wuselt. Er sei zwar manchmal etwas grob, aber dies nie übertrieben.
Erkenntnisse wie "Bei uns im Schwabenland braucht man nix Neues, da hat man am Alten genug" oder pfiffige Spartipps gab es an diesem unterhaltsamen Abend ebenfalls des Öfteren zu hören. So erwog Karlene die Möglichkeit, ihre neuen Schuhe abends im Konzert anzuziehen und sie am Montagmorgen wieder in den Schuhladen zurückzubringen. Letztendlich entschied sie sich jedoch, ein paar Schuhe ihrer Tochter Klara anzuziehen. So sind sie halt, die Schwaben. Und ihre Standardentschuldigung "nix fir oguat" stand nicht nur als Motto über der Veranstaltung, sondern ist immer und für alles gültig.
Für seine Leistungen brauchte sich an diesem Abend niemand zu entschuldigen. In der Küche, beim Service und auf der Bühne trugen alle zu einem vergnüglichen Abend bei, der die Schönheit der schwäbischen Sprache und die Raffinesse ihrer Küche ins richtige Licht rückte.