Horb am Neckar
Schwäbische Eigenheiten humorvoll verpackt
Südwest Presse Horb 17.08.2020
von Jochen Stöhr
Unter dem Titel „Nix für oguat“ boten die Chamaeleon-Theaterwelten zusammen mit dem „Adler“-Team einen schwäbisch-kulinarischen Abend.
Monika Bugala und Dorothee Jakubowski spielten überzeugend auf Schwäbisch.
Bild: Jochen Stöhr
Saxofonist Hans Jürgen Sesterheim setzte musikalische Akzente.
Reden wie einem der Schnabel gewachsen ist – das durfte man am Wochenende bei einem vergnüglichen Abend mit schwäbischem Humor im Dettinger Schlossgarten.
Nicht nur im Publikum, sondern vor allem auch auf der Bühne wurde schwäbisch gesprochen. Dafür sorgten die beiden Schauspielerinnen Dorothee Jakubowski und Monika Bugala von den chamaeleon-Theaterwelten, die von Hans Jürgen Sesterheim am Saxophon unterstützt wurden. Für die Bewirtung sowie den Corona-konformen und geordneten Einlass sorgte wieder das Gasthaus Adler-Team um Chefin Sigrid Hellstern.
Es waren diesmal zwar nicht ganz so viele Besucher wie bei den ausgebuchten Biergarten-Konzerten der vergangenen Wochen gekommen. Dennoch waren einige Kulturfreunde da, die in entspannter Atmosphäre und mit Abstand den Sketchen über die Eigenarten der schwäbischen Seele lauschten.
Die beiden Akteurinnen waren die zwei Freundinnen Lina (gespielt von Monika Bugala) und Karlene (Dorothee Jakubowski), die gemeinsam zu einer Kulturveranstaltung gehen wollen. Natürlich kommen, wie es so üblich ist, einige Hindernisse ins Spiel.
Da sucht Karlene verzweifelt eine ihrer zahlreichen Brillen, bis sie schließlich merkt, dass diese noch auf dem Kopf sitzt. Auch die leidige Kleiderfrage beschäftigte die beiden Frauen. Zwischen den einzelnen Szenen und teilweise auch während der Zwiegespräche sorgte Jürgen Sesterheim mit seinem Saxophon für die passende musikalische Umrahmung - stets improvisiert und auf die jeweilige Situation eingestellt.
Die Texte des Abends stammen von den schwäbischen Schriftstellern und Mundartdichtern Wilfried Albeck, Karl Valentin und Werner Gaus. Letzterer war sogar anwesend im Publikum.
Der aus Haigerloch stammende Buchautor wurde von Jakubowski eingeladen und war zum ersten Mal im Schlossgarten zu Gast, wie er im Gespräch erzählte.
Neben den bereits veröffentlichten Texten kamen auch selbstverfasste Texte der chamaeleon-Theaterwelten zur Aufführung – teilweise auch angepasst an die aktuelle Situation. So stellte sich Bugala zu Beginn die Frage, wie man sich denn heutzutage in Corona-Zeiten korrekt begrüßen soll, wenn man sich nicht mal mehr die Hand geben darf. Auch die moderne Ausdrucksweise gefiel ihr nicht. Statt „Guten Tag“ oder „Grüß Gott“ würden die Leute ja nur noch überall „Hallo“ sagen ¨– oder im Fall von Karlene „Hallole“.
Auch die schwäbischen Tugenden und Eigenheiten wie die viel gescholtene Sparsamkeit und der etwas rauere Umgang miteinander brachten die beiden Akteurinnen überzeugend auf die Bühne – zum Beispiel dann, wenn im Theater für die Garderobe auch noch ein Euro verlangt wird. Alle Akteure erhielten viel Applaus nach den einzelnen Szenen. Bunte Lichterketten zwischen den Bäumen trugen zur entspannten Sommerabend-Atmosphäre bei.