Sulz a.N.
Knauf ist nicht von "Gebehause", sondern von "Holebach"
Unterhaltung auf hohem Niveau wurde den Besuchern des Freilichttheaters im Schlosshof geboten.
Mit dem Stück "Der Entaklemmer" gastierte "das chamaeleon Theaterwelten", ein Theaterensemble aus Horb.
Schwarzwälder Bote 12.08.2018
Von Ingrid Vögele
Foto: Vögele, Schwarzwälder Bote
Der Heiratsvermittler stellt den jungen Marian als möglichen Kandidaten für Karlene vor.
"Karlene Knauf ist nicht von Gebehause, sondern von Holebach" – allein diese Beschreibung zeichnet das Bild schwäbischer Sparsamkeit, zum Geiz ausgeartet, der das Leben von Knauf bestimmt. Knaufs eigene Einengung durch Übervorsicht, Misstrauen, Verlustangst sowie Kontroll- und Kritiksucht konnten erlebt werden. Davon bleiben auch die Zuschauer nicht verschont, die nur "da hocket und gucket ond nix schaffet".
Von deftigen Volksweisheiten wurden ihre Überlegungen und Handlungen begleitet, was die ältere, gehstockschwingende Dame ungemein liebenswert machte – von ihrem Outfit ganz zu schweigen.
Schon das karge Bühnenbild mit aneinander geketteten Stühlen und zwei großen Truhen ließ schmunzeln, erst recht das Versteck des riesigen Schlüsselbundes im Nachtstuhl. "Wenn die arme Leit wisse tätet, was die Reiche für Sorgen hen", bemitleidete sie sich selbst, denn wohin mit den 10 000 Mark in ihrer Schatulle?
Kommissar Übelmesser nimmt die Aussagen auf
Ihre Tochter Hilde hatte da ganz andere Sorgen, ebenso ihr Sohn Alois. Die beiden jungen Leute sind verliebt, sollten aber gewinnbringend verheiratet werden. Hilde liebte Marian, der nach Glatt gezogen ist und Alois die Verwalterin Eugenia. Groß war die Aufregung, als auch die Mutter den Reichtum versprechenden Marian heiraten wollte. Herzhaftes Gelächter begleitete den Auftritt des sächsisch sprechenden Heiratsvermittlers, als er sein Jackett öffnete und unter dem Publikum seine Visitenkarten verteilte. Urkomisch erlebte man den ständig niesenden Kommissar Übelmesser. Und nichs zu lachen hatte die Hausangestellte Frida, die mit einem abgewetzten Besenteil die Steine im Hof in eine Reihe fegen sollte.
Zuletzt schien auch noch das im Garten vergrabene Geld gestohlen worden zu sein. Ein trotteliger Kommissar nahm sporadisch die Aussagen auf. Schließlich klärte sich alles auf, als Hurlebaus im typischen Amerikaner-Klischee als Vater von Marian und Eugenia erkannt wurde. Die jungen Paare fanden sich und Karlene Knauf ihre Schatulle.
Stille Gags, mitreißende Körpersprache und Mimik, alle Charaktere prall ausgespielt und Lokalkolorit – das Publikum genoss die Aufführung mit den vertauschten Rollen. Entsprechend wurde auch nicht mit Beifall gegeizt.
Es wirkten mit: Dorothee Jakubowski (Karlene Knauf), Christoph Daecke (Sohn Alois), Lea Kirn (Tochter Hilde), Valentina Sadiku (Verwalterin Eugenia), Monika Bugala (Angestellte Frida), Luis Schneiderhan (Marian), Ferdinand Rother (Heiratsvermittler, Kommissar) und Andreas Schnell (Hurlebaus). Regie führten Dorothee Jakubowski und Andreas Schnell.